Abenteuer Yukon Territorium
  • »Ich geh’ kurz schwimmen, Haare waschen und duschen. Wer macht mit, heute ist Badetag!« Wir schauten uns ein, zwei Sekunden an, spurteten dann zu unseren Waschutensilien, zogen uns aus, hängten uns ein Handtuch locker über die Schulter und marschierten zielstrebig hinunter zu der flachen Bucht, wo die Hechte ihren Spielplatz hatten und uns aus sicherer Distanz beobachteten.

    Badetag am Sheep Creek

    Bis zu den Fußknöcheln im kalten Wasser war kein Problem, aber das konnte zum Haare- oder Körperwaschen nicht ausreichen. Also, rein ins eisige Vergnügen! Mit viel Geschrei, Stöhnen und Zittern war nach zehn Minuten die längst fällige Körperreinigung erledigt, die aufgewühlten Wellen in der Bucht hatten sich wieder beruhigt und die einheimischen Hechte übernahmen, ungläubig und verstört nach allen Seiten sichernd, wieder ihren angestammten Tummelplatz.

    Sobald die Sonne hinter den Bergen verschwunden war, wurde es schlagartig unangenehm kühl. Die warmen Fleecejacken wurden übergestreift, die Hüte tiefer ins Gesicht gezogen und weiteres Holz im Feuer nachgelegt. Als das noch immer nicht ausreichte, um ausreichende Wärme und ein angenehmes Gefühl in den Körper zu bekommen, mussten wir notgedrungen zum letzten Mittel greifen. In weiser Voraussicht hatte ich Glühweingewürz von zu Hause nach Kanada geschmuggelt (der Import von Lebensmitteln ist strengstens verboten!) und machte daher den Vorschlag, heute Abend über dem Feuer einen stimmungsvollen, romantischen und wärmenden Glühwein anzuzetteln. Ich konnte weder Gegenrede noch Widerspruch hören. Ganz im Gegenteil! Also los! Zwei, drei Apfelsinen wurden geschält und geviertelt, zusammen mit Rotwein und Honig im Suppentopf erhitzt, mit Rum, Cognac und Gewürzen verfeinert und dann mit einer Schöpfkelle in die vorgewärmten Isolierbecher verteilt.

    Unter einem gewaltigen Sternenzelt am Lagerfeuer sitzen, die Hände um den heißen Becher mit Glühwein, satt, trocken, warm und zufrieden, was kann schöner sein? Aber irgendetwas fehlte noch. Genau, die Gitarrenmusik. Bis weit nach Mitternacht hielten wir es bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt am Feuer aus, lauschten den Klängen der billigen Gitarre, die von Gert immer wieder zu Höchstleistungen angespornt wurde, sangen schöne und laute Lieder, von denen leider immer die Texte fehlten, suchten mit den Stirnlampen Textzeilen und Strophen aus unserem Yukonsongbook zusammen und hatten, ohne etwas davon zu merken, plötzlich den ganzen Kanister Rotwein zu heißem Glühwein umfunktioniert und auffallend zügig vernichtet (...)
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    Band 3 - Eagle Island / Big Salmon River