Abenteuer Yukon Territorium
  • Biberpelz war schon im Mittelalter begehrt gewesen, weil er keiner der damaligen strengen Kleidervorschriften unterlag und somit von allen Bevölkerungsschichten ohne Einschränkungen und damit in jeglicher Verwendung, sei es als Mantel, Jacken, Unterzeug oder modisches Accessoire, getragen werden durfte. Anfang des 17. Jahrhunderts wurde dann eine modische Marotte zum Auslöser einer weltweiten Suche nach neuen Jagdgründen für Biberfelle. In Folge des Dreißigjährigen Krieges, der Schweden zur europäischen Großmacht aufsteigen ließ, inspiriert durch das Vorbild der erfolgreichen schwedischen Truppen und wohl auch durch ihr smartes Auftreten, entwickelten sich die von den Siegern getragenen breitkrempigen Hüte aus Biberfell sowohl in der Zivilgesellschaft als auch im Militär schnell zur alles beherrschenden Mode, die über 200 Jahre anhalten sollte. Man erinnere sich zum Beispiel an die so genannten Kavalierhüte oder an den berühmten Dreispitz Napoleons.

    Hüte wurden zwar im Allgemeinen schon ab dem 14. Jahrhundert getragen, in Zeiten ohne Regenschirme waren jedoch Kopfbedeckungen aus dem wasserfesten Biberfilz besonders gefragt. Denn die Unterhaare des Biberfells stellten – nach Auskämmen des langen Deckhaares – den idealen Rohstoff dar, um sie zu verfilzen und anschließend in bis zu 36 Arbeitsschritten in wasserdichte, hochwertige Kopfbedeckungen zu verwandeln, die mit dem begehrten glänzenden, seidenen Schimmer versehen waren.

    Doch Biberpelzhüte waren nicht nur modisch, sondern auch ausgesprochen teuer, so dass sich nur die Reichsten und Mächtigsten diesen Luxus leisten konnten. Mit Biberpelzhüten repräsentierte man sichtbar auch seine soziale Position, seine Autorität und gesellschaftliche Bedeutung. Je größer der Hut, umso höher der Status seines Trägers.

    Biberfelle waren plötzlich gefragt wie nie und die Nachfrage nach Fellen stieg kontinuierlich an. Da Ende des 17. Jahrhunderts die Biber in Europa und in großen Teilen Russlands bereits nahezu ausgerottet waren, und der Nachschub an brauchbaren Fellen, wenn man sie denn überhaupt noch bekam, mit dem Angebot bei weitem nicht mithalten konnte, stiegen auch die Preise ins Unerschwingliche. Man suchte intensiv nach neuen Quellen und fand sie in Nordamerika. Denn seit langem war es ein offenes Geheimnis, dass die besten und wertvollsten Biberfelle aus dem kalten amerikanischen Norden kamen. Also auf zu neuen Ufern, zu neuen Abenteuern!

    Jacques Cartier auf der Suche nach der Nordwestpassage

    Als der französische Kapitän Jacques Cartier 1534 an Bord zweier Schiffe nach Westen segelte, dachte er nicht im Geringsten an irgendeine Art von Fellhandel. (...)
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    Band 5 - Upper Liard River