Abenteuer Yukon Territorium
  • »Schräg voraus an Backbord, mit Sicherheit ein Bär!« Alles stoppt sofort, Fotos und Ferngläser raus. Kaum 150 bis 200 Meter von uns trottet ein ausgewachsener Grizzly just am Ufer der Insel entlang, die wir uns in der Karte als mögliche Übernachtungsinsel ausgesucht hatten! Der Grizzly erkennt uns, hält kurz an, geht auf die Hinterbeine, so als ob er uns zeigen wollte, wer hier auf dieser Insel der Herr im Haus ist, blickt noch einmal kurz in Richtung Boote, schüttelt verwundert den massigen Kopf und verschwindet in aller Ruhe im Unterholz.

    Das Vorhaben, diese Insel weiterhin zum Übernachten ins Auge zu fassen, fand aus verständlichen Gründen keine Mehrheit mehr. Hartmuts Wunsch, mindestens noch einhundert Stunden und eintausend Meilen weiter zu paddeln, um zwischen dieses Urviech und uns soviel Distanz wie möglich zu bringen, entsprach im Prinzip auch unseren Vorstellungen, auch wenn diese sich nicht völlig mit den leicht überzogenen Angstvorstellungen von Hartmut deckten. Man kann es auch übertreiben! Heftige, aber spannende Diskussion danach in den Booten! Warum also diese Aufregung?

    Kurz und gut, allen war es nicht ganz geheuer, hier in der Nähe zu campieren, aber die Suche nach einer Alternative, speziell nach den vorangegangenen Diskussionen, erwies sich als extrem schwierig. Die Sonne war schon seit einer Stunde komplett im Westen verschwunden, die Schatten der dunklen Fichten am Ufer wurden immer bedrohlicher, eine halbwegs sichere Insel wollte nicht auftauchen.

    »Etwa fünfhundert Meter flussabwärts an Steuerbord ist eine kleine Insel in der Karte eingetragen, ist vielleicht einen Versuch wert« Eckhard hat die Insel entdeckt, die wir, kaum dass wir nur einen Fuß darauf gesetzt hatten, sofort wieder panikartig verlassen. Frische Spuren von kapitalen Bären am matschigen Ufer, die sich bis zu dem kleinen Hügel in der Mitte der Insel hinziehen, erweisen sich als »Turbo« dieser Entscheidung. Yukonland ist Bärenland! Das ist eben so!

    Die lange Nacht auf der Feuerinsel

    Eine knappe Stunde später haben wir endlich unsere Trauminsel gefunden. Mitten im Strom, kaum bewaldet, flach, übersichtlich und mit riesigen Vorräten an trockenem Schwemmholz. Große Steine und Baumstämme zum Sitzen und zum Kochen in der richtigen Windrichtung, was wollen wir mehr! Der Rest ist, wie immer, reine Routine. Die Zelte sind innerhalb weniger Minuten aufgebaut, ein wärmendes Feuer brennt, die Boote sind versorgt, dann endlich Abendessen! Was sieht der Speiseplan für heute vor? (...)
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    Band 1 - Yukon River